„Dahinter stecken viele Ideen“

Sie sind Mitglied Nummer 001. Der allererste Freund, was denken Sie?

Auf jeden Fall stelle ich mich nicht vor mit den Worten „Guten Tag, Freund 001“. Ich habe offenbar nur schneller als andere gesagt: Da mache ich mit. Ich habe recht rasch meine Anmeldung abgegeben, und ebenso zügig kam die Bestätigung. Darin las ich, ich sei Mitglied Nummer 001. Kommt nicht oft vor.

Ist das für Sie etwas Besonderes?

Natürlich, ich bin Mitglied beim Freundeskreis des NDR Elbphilharmonie Orchesters oder, wie es auch hübsch kurz heißt: NDR EO. Dass so etwas wie eine gebundene Zuhörer-Gemeinde, angedockt an das Orchester selbst, gebildet wurde, ist etwas Besonderes, und das hat mich sehr gefreut. Ich spüre bei mir und den anderen Mitgliedern ein großes „Hallo, wir sind da“, eine Art „Willkommen bei Freunden“. Und dass die Gründer dieses Kreises möchten, dass dies alles gemeinsam mit den Mitgliedern lebendig gestaltet wird, überzeugt mich. Man will einen Bund der Unterstützer bilden, Befürworter des Aufbruchs binden. Das imponiert mir. Es ist sicher nicht immer leicht, aber dahinter stecken viele Ideen. Geboten bekommt man als Mitglied schon etwas.

Und 001 immer vorneweg?

Ich versuche, die vielen Termine, die angeboten werden, auch wahrzunehmen. Selbst die Mitgliederversammlungen, wo Schatzmeisterberichte und Vorstandsentlastungen dazugehören. Aber man sieht sich dort, meist im Rolf Liebermann-Studio, tauscht sich aus. Immer mehr Mitglieder erkenne ich wieder. Ich denke, da wächst etwas sehr Positives für die Stadt und die Musik. Es macht mir großen Spaß, das teilnehmend zu beobachten.

Was finden Sie an der Programmatik des Freundeskreises gut?

Das Besondere ist wohl das exklusive Kontingent an Karten, das den Mitgliedern des Freundeskreises angeboten wird und einen Besuch in der Elbphilharmonie ermöglichen hilft. Aber wie versucht wird, uns Mitglieder mitzunehmen, das Orchester und seine Künstlerinnen und Künstler vorzustellen, das ist gut. Später im Konzert selbst hat man den Menschen hinter dem Orchestermusiker kennen und schätzen gelernt, und es kommt mir – übertrieben gesagt – vor, als wohnte ich einem angenehmen Familientreffen bei.

 Der Freundeskreis fördert selbst auch Musikerinnen und Musiker. Was halten Sie davon?

Ich habe jetzt gelesen, dass ein Teil der Mitgliedsbeiträge der Freunde hergenommen wurde, um einen Kompositionsauftrag für Unsuk Chin zur Saisoneröffnung mit dem künftigen Chefdirigenten Alan Gilbert zu ermöglichen. Ehrlich gesagt, ich kenne von der Komponistin musikalisch überhaupt nichts. Ich habe nur gelesen, dass sie Bachpreis-Trägerin ist und in Berlin wohnt. Aber was für eine sympathische Wirkung dieser Auftrag erzielt: Nämlich, dass ich nicht mehr nur als Musikkonsument im Saal sitze, sondern als Freundeskreisler Teil der musikalischen Offerte an das Publikum bin. Super Idee. Davon gerne mehr.

Was wünschen Sie sich als Mitglied für die Zukunft?

Auf jeden Fall, dass wir noch mehr werden. Die gesellschaftliche Relevanz des NDR in den nördlichen Bundesländern ist riesig. Ein wachsender Freundeskreis würde das hervorragend abbilden. Tut es vielleicht auch schon, denn viele sind ja bereits dabei.

Und Sie machen mit?

Wenn es passt, ja. Von einem Blick hinter die Kulissen profitiere ich als Hörer. Das Kennenlernen der Musiker und Musikerinnen ist bereichernd. Formate wie „Meet the artist“ könnten von mir aus gerne noch ausgebaut werden. Das Kammerkonzert im mir völlig unbekannten Tonali-Saal war grandios, auch weil der Ort so neu ist und man ganz nah an der Musik war.

Was hat sie in letzter Zeit musikalisch besonders beeindruckt?

Die Sinfonie Nr. 3 von Schostakowitsch ist ein gewaltiges Werk. Ingo Metzmacher hat es beeindruckend aufgeführt. Was mir auch in Erinnerung geblieben ist: dass vom Solisten jedes Wort zu verstehen war. Das nur mal als kurzen Hinweis an Jonas Kaufmann. Ganz großes Kino waren auch Herbert Blomstedt und Emanuel Ax mit Beethoven und Brahms. Die Liste könnte ich noch verlängern…

Herr Marzahn, vielen Dank für das Gespräch.

Nein, halt: Sagen Sie Herrn Gilbert bitte, wir würden uns freuen, ihn in unserem Kreis einmal persönlich kennen zu lernen. Und sagen Sie ihm, er stoße auf Freunde…

Die Fragen stellte Julius Heile.