Besuch bei der Tagesschau

Der Freundeskreis bei der Tagesschau

Die Nummer Eins unter den Nachrichtensendungen

Das ist ein Highlight: Exklusiv öffnet die Tagesschau für einen Besuch der Mäzene des Freundeskreises zusammen mit dessen Vorsitzenden ihre Studiotüren. Dr. Kai Gniffke, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, empfängt uns persönlich und nimmt sich – trotz der brisanten spanischen Wirren um die katalanische Provinz – drei Stunden Zeit, höchst interessant über „die DNA der Tagesschau“ als das nachrichtliche deutsche Leitmedium zu berichten.

Die Tagesschau gilt mit täglich mehr als zehn Millionen Zuschauern als die meistgesehene Nachrichtensendung der westlichen Welt – noch vor dem US-Medienriesen NBC mit neun Millionen Zuschauern. Und so kommt es auch, dass sich sämtliche deutschen Fernsehprogramme mit ihren Spielfilm-Angeboten nach der 20 Uhr Tagesschau richten.
Im Konferenzraum, in dem jeden Morgen um 10.30 Uhr die Nachrichten- und Planungsredakteure zusammenkommen und die Nachrichtenlage der Welt erörtern, erfahren die gespannt zuhörenden Freundeskreisler, was und wer hinter der Tagesschau steht und lernen, dass die Herausforderungen einer modernen Mediengesellschaft auch vor dieser Nachrichteninstitution nicht haltmachen. Reine Nachrichten, sachlich, kompetent, professionell und ohne jegliche Bewertung aufbereitet, stellen heute einen großen Wert dar. „Eine gut informierte Gesellschaft ist eine aufgeklärte, leistungsfähigere Gesellschaft“, sagt Kai Gniffke.

Der Freundeskreis bei der Tagesschau

Die DNA der Tagesschau: relevante Nachrichten

Unter dem Dach ARD-aktuell werden täglich 20 Sendungen produziert und ausgestrahlt, darunter die Tagesschau, die Tagesthemen und Tagesschau24, aber auch tagesschau.de sowie eine Tagesschau-App gehören dazu. Wir lernen, dass Tagesschau-Twitter 2,3 Millionen Follower hat und die Facebook-Seite der Tagesschau 1,3 Millionen Abonnenten und beide damit nach „Bild“ und „Spiegel“ die größte Community besitzen.

Für den Chefredakteur gilt dies als Beleg, „dass ein reines Nachrichten-Produkt wie die Tagesschau auch in den sozialen Medien bei jüngeren Nutzern funktioniert“. Und das, betont er, „obwohl wir überhaupt keine Unterhaltung, Spiele oder Reisetipps anbieten, sondern nur das Hartholz dieser Erde: relevante Nachrichten.“

Dies sei das Markenzeichen der Tagesschau, die „eigentliche DNA“: klare, einfache Nachrichten, abgeklopft auf ihren Nachrichtenwert und penibel auf ihre Relevanz hin überprüft. „Während die andere Medien ihren Lesern eine Fotostrecke der 20 Spielerfrauen des FC Barcelona vorstellen, bieten wir unseren Online-Lesern eine Fotogalerie mit den 20 Mitgliedern des deutschen Ethikrats“, verdeutlicht Gniffke.
Rund-um-die-Uhr aktuell aus der ganzen Welt

Kurz vor Beginn der 20-Uhr-Nachrichten führt der Chefredakteur die Mäzene durch die Redaktions-, Produktions- und Studioräume. 150 Menschen arbeiten hier journalistisch, im Rund-um-die-Uhr-Betrieb, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. 50 Millionen Euro koste ARD aktuell jährlich, so Gniffke, was bei steigenden Kosten, aber gleichbleibendem eigenem Leistungsanspruch zunehmend ein Problem darstelle. Woraufhin ein Mäzen ihm lachend empfiehlt, bei einer drohenden Finanzierungslücke doch einfach einen „Freundeskreis wie den des NDR Elbphilharmonie Orchesters zu gründen“.

Kai Gniffke führt entlang gläserner, moderner Büros, in denen Nachrichten-Redakteure internationale Meldungen bewerten oder Grafiken, Fotos und Filme auf ihre Brauchbarkeit prüfen. „Die Ansprache des katalanischen Ministerpräsidenten Puigdemont verschiebt sich“, teilt ein leitender Redakteur dem Chef zwischen den Fluren mit. Die Standleitung nach Barcelona, von wo um 20 Uhr live berichtet werden soll, müsse verlängert werden. Zwei Journalisten eilen an die Telefone.

Dann der Produktionsraum vor dem Studio. Nicht sehr groß. Vielleicht 18 Arbeitsplätze für die Chefs vom Dienst, Producer, Grafiker und Redakteure. Es ist relativ still. Selbst die Telefone klingeln leise. Keine Hektik. An einem winzigen Desk, einer Art Katzentisch mitten im Raum, lesen sich die Sprecher kurz vor der Sendung die Nachrichten durch. „Es kommt vor, dass der Beitrag eines Korrespondenten knapp überspielt wird und noch kein Nachrichtentext für die Sprecher vorliegt“, erzählt Gniffke. Dann wird von der Redaktion in Echtzeit ein Text in das Studio auf den Teleprompter gesandt, von dem der Sprecher die Meldung abliest.

Sinnvolle optische Gestaltung gehört dazu

Doch auch wichtige Nachrichten müssen heutzutage illustriert werden. Wortnachrichten allein wären Radio. Optik muss sein. Und so kommt es, dass mit dem vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Bildmaterial ein Nachrichtenwert steigt und fällt – und auch das eigene optische Erscheinungsbild spielt eine Rolle.

Leicht haben es sich die Macher der Tagesschau nicht gemacht, als sie beschlossen, die Präsentation der Sendung zu modernisieren, berichtet der Chefredakteur. „Alles was die Korrektheit oder die Glaubwürdigkeit der Marke Tagesschau negativ beeinflussen konnte, haben wir vermieden.“ So ist das Tagesschau-Blau normiert, die Schriftgröße unter den Bildern ist festgelegt, die Textlänge begrenzt. Selbst wenn eine Moderatorin während der Sendung von einem Tisch zum anderen wechselt, muss es dahinter einen Sinn geben: „Es gibt bei der Tagesschau keinen Gang ohne Grund“, so Gniffke.

Neu sei zum Beispiel, dass man die 18 Meter lange Studiowand für möglichst große Fotohintergründe nutze. Man wolle keinen virtuellen Raum, sondern setze auf „ein reales Set“, was dem Zuschauer unterbewusst Sachlichkeit und Verlässlichkeit impliziere.

„Fehler dürfen wir uns nicht leisten“

„Was nicht relevant ist, über das berichten wir nicht“, betont Kai Gniffke. Täglich klopfen die Redakteure mehr als 2.000 Agentur-Meldungen auf ihre Bedeutung für den deutschen Zuschauer ab. Ob Schnelligkeit eine Rolle spiele, will ein Mäzen wissen. „Wir müssen nicht die Ersten sein, die mit einer Meldung herauskommen. Korrektheit geht vor. Aber wir sollten auf keinen Fall die Letzten sein“, verdeutlicht der Chefredakteur.

Die Macher der Tagesschau seien sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung sehr bewusst, sagt Kai Gniffke. 15 Minuten – das ist die Dauer der Tagesschau, vor der sich Fernseh-Deutschland „wie vor einem Lagerfeuer“ versammelt. Denn was von Hamburg-Lokstedt aus gesendet wird, wird am nächsten Tag ein Thema sein, ist relevant. „Welche Nachricht wir bringen oder weglassen, wird von den Mitbewerbern sehr genau beobachtet“, erklärt Gniffke. Aber ein Erfolg wie die abendlichen zehn Millionen Tagesschau-Zuschauer hat seinen Preis: „Wir werden von den anderen Nachrichtenmedien mit anderer Elle gemessen. Fehler dürfen wir uns nicht leisten. Von allen anderen geliebt wird man nicht. Das muss man wissen. Es ist ähnlich wie beim FC Bayern München: Wo wir hinkommen, werden wir ausgepfiffen, aber die Stadien sind immer voll.“

Brot, Wein – und ein neues Mitglied im Freundeskreis

Die 20-Uhr-Nachrichten sind vorüber. Puigdemont hat seine Rede vor dem katalanischen Parlament zur Unabhängigkeit doch noch pünktlich gehalten. „Wenn Politiker etwas zu sagen haben, was bekannt werden soll, dann tun sie das vor 20 Uhr“, sagt Kai Gniffke.
Bei Brot und Wein zurück im Besprechungsraum erörtern die Mäzene zusammen mit dem Chefredakteur Fragen der Politik und Herausforderungen der ARD im Hinblick auf Sportrechte, Kulturnachrichten und auf die Zukunft des ARD-Online-Angebotes tagesschau.de. Angestoßen wird dankbar auf einen hochinteressanten Einblick in das Innerste einer Medien-Instanz und natürlich auf die noch am selben Abend unterzeichnete Aufnahme des neuen Mitglieds, Dr. Kai Gniffke, in den Freundeskreis des NDR Elbphilharmonie Orchesters.